Angelfahrt auf der Ostsee | |
wie klein die Welt doch geworden ist...
Am zweiten Tage unseres herbstlichen Fehmarn-Besuches verschlug es uns am späten Nachmittag nach Orth. Etwas Hafenduft schnuppern...tut immer gut! Als wir uns auf den Rückweg machten, legte gerade die "Antares" an um eine Schar missmutig dreinblickender Hochseeangler nebst offensichtlich spärlicher Beute an Land zu spucken. |
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Wieder daheim, bei der Arbeit an diesem Reisebericht, wühlte ich dann im weltweiten Netz nach Informationen zu diesem Schiff. Dabei stolperte ich im "Angler-Board" weniger über den Kommentar, mehr den Zeitpunkt der Angel-Fahrt des Verfassers. Um es kurz zu machen: Unsere Angeltour beginnt meist schon mit der Planung im Frühjahr. Die Unterkunft wird gebucht ( im Gästehaus Sulsdorf ) und der Kapitän der Antares bekommt Bescheid, dass wir vom 08. - 12.10. fischen kommen. Damit haben wir die Plätze auf dem Kutter sicher. Über's Jahr steigt die Spannung, man macht sich gegenseitig heiss, es geht an die Ostsee ( für uns "Flachländer" aus dem Saarland was ganz Dolles... ). Vier Wochen vor Abfahrt wird noch Angelmaterial eingekauft ( das man nachher doch nicht braucht ), neue Ruten und Schnüre getestet ( natürlich im Süsswasser ), die Verpflegung und die Abfahrtszeiten festgelegt und die Nacht vor dem Start nicht mehr geschlafen vor lauter Aufregung ! Bevor wir die Unterkunft auf Fehmarn beziehen, geht's in den Hafen um zu fragen, wie's denn so läuft. Tja, und dann diese missmutigen Gesichter... Der Kapitän begrüsst uns mit den Worten "..noch lachst Du, aber warte mal morgen ab... ". Die Befragung der Angler ergibt miese Fänge, es geht nix, keine Dorsche da usw. Wenn man sich die Jungs allerdings näher ansieht, erkennt man, dass das keine "Profis" sind, sondern sie eher dem typischen Angeltouri nahe kommen. D. h. : Normale Angel fürs Süsswasser, meist 20 Jahre alt, Rollen, die Kabeltrommeln ähneln, mit Schnüren, die sogar russische U-Boote aus 100m Wassertiefe raufziehen können. Die Dorsche sind aber nicht blöd und riechen dann den Braten sofort. Voller Vorfreude fahren wir dann nach Suhlsdorf und packen ausser unseren
Klamotten auch gleich die Angeln aus. Das Material wird begutachtet und schon
die Montage für den nächsten Tag durchgespielt. Morgens um 3:45 Uhr dann
wecken : Ein erster Trupp von drei Mann fährt an den Kutter und reserviert die
besten Plätze, die erfahrungsgemäss am Bug und am Heck liegen. Dies hat zwei
Gründe : Um 6:00 Uhr kommt der Rest der Truppe und baut die Angeln zusammen. Die besseren Angler tauchen ebenfalls um diese Zeit auf und besetzen die restlichen Plätze. Die "Touris" kommen kurz vor der Abfahrt um 7:15 Uhr und quetschen sich dann noch irgendwo dazwischen...Um Eindruck zu schinden, gehen wir nach folgendem, festgelegten Ritual vor : Vor der Abfahrt gibt's einen Schnaps, auf dem Boot werden die Finger getapet ( wie bei Volleyballern ) und Bier gibt es nicht vor 11:00 Uhr. Das mit dem Tapen sieht fratzenmachermässig aus, hilft aber dagegen, dass sich die dünne Schnur bei den weiten Würfen in die Haut einschneidet, was nach einer Woche Heavyangeln schon mal vorkommen kann... Der Kutter verlässt den Hafen und schon geht die interne Diskussion los, wo der Kaptän denn heute wider hinfährt...unter der Sundbrücke durch, Richtung Langeland oder um die Insel rum ??? Er hat sich entschieden und macht den ersten Stopp vor den Hochhäusern von Burgstaaken. Ein Blick über Bord und schon geht die Diskussion los : Man sieht den Meeresgrund, kaum 6 m Wassertiefe !!! Der Fisch kann uns so natürlich auch sehen. Also, weit werfen ! Unsere Ruten sind mit Wurfgewichten von 80-120 gr, einer geflochtenen Schnur mit 0,16 mm Durchmesser und leichten Pilkern ab 60 gr bestens für Gewaltweitwürfe geeignet. 50 bis 80 m werden spielend erreicht und schon werden die ersten Dorsche von uns gefangen. Der Rest auf dem Boot macht lange Gesichter... wir fangen, bei ihnen läuft nix. Grund : s.o. ! Die Stimmung bei den Touris steigt proportional mit der Einnahme von Leuchtfeuer, Warsteiner, Beck's usw. Die Fänge bei dieser Gruppe verhalten sich genau umgekehrt proportional... Um die Mittagszeit gibt's dann den obligatorischen Eintopf : Linsensuppe, Erbsensuppe, Serbische Bohnensuppe, Kartoffelsuppe...jeden Tag eine andere und immer mit Würstchen und aus dem 10 Liter-Eimer. Der Tag geht zu Ende, das Schiff legt wider im Hafen an und die nächsten Angler fragen wie's war. Die Mehrheit gibt zur Antwort : Sch.... Wenn man uns fragt : geht so...( wir wollne ja morgen wieder den guten Platz haben... ). Dieses Jahr war der Fang widerum schlechter als im Vorjahr usw. Im Schnitt nehmen wir pro Angler rd. 4-5kg Dorschfilet mit nach Hause. Da wir brüderlich durch sieben teilen, macht es auch nichts, wenn einer mal in der Woche nur zwei Dorsche fängt oder so. Der grösste Fisch des Tages wird auf einer Tafel aufgeschrieben ( Gewicht, Länge, Fänger, Wohnort ) und am Boot ausgehängt. Sollte der Fisch wirklich gross sein ( so ab 10 Pfund ) wird er in Burgstaaken im Fachgeschäft "Baltic Kölln" gemessen, gewogen und fotografiert. In diesem Jahr war die Woche ein einziger Kampf : die Fische hielten sich überwiegend im Flachwasser auf ( Massenfänge von Nebenberufsfischern mit dem Netz in 2m (!!!) Wassertiefe ), das Wasser war auf Grund des Sommers noch zu warm. Im übrigen: Der Kapitän fischt zwar nicht mit, uns macht unheimlich stolz, dass er sich vor allen anderen Fischern bei "der Kämpfertruppe in der Spitze persönlich" bedankt und unsere wirklich gute Leistung auf seine Art anerkennt. Der Smutje angelt gerne zwischendurch mal um zu sehen ob wirklich keine Fische da sind. Der Kapitän ist selbstverständlich darauf angewiesen, dass auf seinem Boot gut gefangen wird. Die Mundpropaganda ist hier sehr wichtig. Samstags fuhren wir dann mit schmerzenden Armen nach Hause, nicht ohne schon die Planung für 2002 durchzugehen. In der zweiten Ferienwoche der Herbstferien werden wir im nächsten Jahr wieder vor Ort(h) sein und die Dorsche jagen....! R. E. |
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©2001 Rosa Meyer, Foto:Michael Tettinger |